man‎Stammlinie Wurstemberger‏‎
. Quellen zur Person 1) 2) 3)
Rats- und Gerichtsherrengeschlecht des Freistaates Bern.
Eintritt ins Bürgerrecht 1520.
in den Grossen Rat 1532.
in den Kleinen Rat 1559.

Geschichtliches.
Urkundlicher Stammvater ist Simon Ferwer oder Ferber,
über welchen der Chronist Anshelm die älteste Nachricht gibt,
indem er berichtet, dass «Simon Verber von Bern, 18 Jar alt,
uss des viceroi (Raymund von Cordona) Gard» am 11. April 1512
in der Schlacht von Ravenna mit 30 andern Eidgenossen von
den Franzosen gefangen und nach Imola verlegt worden sei.
Woher er stammte ist ungewiss; ältere Genealogen wollen ihn
mit einer Familie Ferwer, welche manchmal auch unter dem
Namen «von Miltenberg» schon im XV. Jahrhundert in Bern
vorkommt, in Verbindung bringen - eine Ansicht, welche aber
nicht näher zu belegen ist. Der Name «Ferwer» scheint sich
auf Simon's Beruf bezogen zu haben; am Freitag vor Maria
Magdalena 1525 verkaufen ihm laut Ratsmanual M. Herren
die Färbe im Marzili um 150 Pfund mit der Bestimmung «er
solle sie in gut Ehren und Buw halten und eine Ferbe beliben
lassen, was auch demjenigen zu überbinden, der sie allfällig
von ihm koufen würd». Am 19. März 1526 vergönnen ihm
M. Herren, als «ihrem lieben und getruwen Simon Fer­wer
zu synem und syner Frow und Kinder Lybes Nahrung und
Erhaltung syn Ferwer-Handwerk mit aller Hantierung ze
bruchen», was nach Staatsschreiber Moritz v. Stürler
darauf hin­deuten wurde, dass er damals noch nicht Burger
war, da sonst immer «ihrem lieben und getruwen Bürger»
in den Manualen zu stehen pflege - eine Ansicht, welche
zur oben angeführten Stelle aus Anshelm im Gegensatz
steht, indem Simon F. daselbst ausdrücklich als «von
Bern» bezeichnet wird.

Die Färberei scheint er bis um 1536 betrieben zu haben.
Im Jahr 1632 war er Mitglied der CC und verzeigt als
solches seinen Udel auf seinem Sässhaus am
Kornhausplatz; 1636 wurde er erster bernischer
Landvogt auf dem neueroberten Gebiet von Ternier
und Gaillard. Auch beteiligte er sich an mehreren
Kriegszügen; 1628 kehrte er nach Anshelm von 75
Bernern selbfünft aus Italien nach Bern zurück, 1531
war er Wacht­meister im Müsserkrieg und 1536 zog er
als Spiessenhauptmann unter Hans Franz Nägeli in die
Waadt.
Von 1537 an heisst er in fast allen amtlichen 2
siegelt er mit dem Wappen, das seine Nachkommen
noch heute führen, und zwar noch unter dem Namen
Ferwer, aber mit den Buchstaben S. W. über dem Schild.
Dreimal verheiratet, zuerst mit Anna Mahler, dann mit
Appolonia v. Grasswyl und endlich am 16. Oktober 1546
mit Margaretha Senn oder Zend von Farnsburg,
hinterliess Simon W. bei seinem um 1548 erfolgten
Tode von seiner ersten Frau drei Söhne, von denen
der älteste, Simon, das Geschlecht fortführte. Der
zweite Sohn, Jost, Mitglied des Grossen Rates 1552,
vermählt im nämlichen Jahre mit Verena v. Lanthen-Heyd
aus Freiburg (einer Schwester des dortigen Schultheissen
Johann v. L. H.), welche sich nachwärts 1555 mit
Barthlome Ammann von Bern wieder vermählte,
starb schon um 1553, einen einzigen Sohn Hans
Heinrich hinter­lassend, welcher 1553 getauft, schon in
der Kindheit verstarb. Joseph endlich, der dritte Sohn,
getauft am 21. Januar 1531, scheint ebenfalls schon
ganz jung gestorben zu sein.
Simon, CC 1545, Vogt nach Milden 1551, nach Gex
1557, kam 1559 in den Kleinen Rat und wurde 1569
noch Landvogt nach Baden; von seiner Vaterstadt
wurde er mit vielen diplo­matischen Missionen betraut.
Im Tellrodel von 1556 heisst er wie sein Vater Simon
Ferber. Zweimal verheiratet, zuerst am 17. September
1543 mit Ursula Stürler, gest. 1545, dann am 8. Februar
1546 mit Barbara v. Graffenried, hinterliess er bei seinem
1577 an der Pest erfolgten Tode von seinen beiden
Frauen zahlreiche Nachkommenschaft. Von seinen
Töchtern heirateten Elisabeth (1547 - 1611), zuerst
1561 Jakob Ougspurger, gest. 1567, 1569 Johann
Sager, Venner und Bauherr, gest. 1569 und 157.
Samuel Meyer, Herrn zu Reichenbach, Susanna
(der vorigen Zwillingsschwester) 1575 Niklaus
Lombach, durch welchen sie die Stammutter aller
späteren Lombach wurde, Barbara (15.. - 1587)
1568 David Tscharner, des Rats 1583, Salome 15..
Johann Wunderlich (Merveilleux), Agatha (15.. - 1623)
1584 Abraham Stürler, Welschseckelmeister 1611,
durch welchen sie ebenfalls die Stammutter aller
späteren Stürler wurde, und endlich Ursula um 1600
Christoph Manlich aus der Waadt, Herrn zu Daillens und
Burger zu Bern seit 1571.
Sulpitius 1545 - 1582, der älteste Sohn, CC 1572, Vogt
nach Oron 1575 und nach Morsee 1580, Herr zu Duilliers,
ver­mählt 1571 mit Christina Fellenberg, hinterliess eine
einzige Tochter Ursula, geb. 1572, welche 1588 den
nachmaligen Venner Hans v. Büren heiratete. Michael,
1548 - 1578, der zweite Sohn, war seit 1572 mit
Elisabeth Ougspurger verheiratet, hatte aber keine
Kinder.
Simon, 1549 - 1621, CC 1576 und 1584 Landvogt nach
Romainmotier, vermählt 1675 mit Barbara Sager und
1578 mit Barbara Rentsch, ist durch seinen ältesten
überlebenden Sohn Simon, 1585-1638, CC 1608, Vogt
nach Wiflisburg 1615, des Kleinen Rates 1625, Zeugherr
1630, Herr zu Trevelins in der Waadt und vermählt 1605
mit Magdalena Tscharner, der Stifter der älteren noch
blühenden Linie der Familie, welche auf der Gesellschaft
zu Webern, welcher schon ihr Ahnherr Simon Ferwer
angehörte, verblieben ist.
Hans Rudolf dagegen, 1550 - 1605, CC 1578, Vogt nach
Nyon 1583 und nach Lausanne 1594, vermählt 15.. mit
Anseiine d'Arbigny, Frau zu Vesancy in der Waadt, und
1579 mit Ursula Frisching, verliess die Gesellschaft zu
Webern uud ging zu Pfistern über, wo seine Deszendenz,
welche sein ältester Sohn Johann Rudolf, 1581-1617,
vermählt 1605 mit Anna Wyttenbach, fortführte, bis
heute verblieben ist.
Am Anfang des XVIII. Jahrhunderts ziemlich zahlreich,
widmeten sich von ihrem ersten Erscheinen an fast alle
Wurstemberger der Magistratur; seit der Mitte des XVI.
Jahrhunderts sassen sie ununterbrochen in beiden Räten
der Republik. Das Gewerbe, welches ihr Stammvater
ausgeübt hatte, liessen, schon seine nächsten
Nachkommen gänzlich fallen. In fremde Dienste sind
mehrere getreten, und zwar namentlich in französische,
daneben auch in holländische, piemontesische und
später preussische. Rudolf, 1744 - 1793, Hauptmann in
Frankreich, und Franz Ludwig, 1745 - 1823, ebenfalls
Hauptmann daselbst, erwarben sich den Orden ponr le
merite militaire, Ludwig Rudolf, 1790 - 1823, in Preussen
das Eiserne Kreuz.

Von Johann Rudolf, 1709 - 1761, Offizier in Frankreich
(einem Sohne von Emanuel, 1681 - 1734, Grossweibel 1718
und Vogt nach Frienisberg 1730, vermählt 1708 mit
Euphrosyne Wyss - aus einem ausgestorbenen jüngern Zweig der
auf Pfistern zünftigen Linie) soll eine in Bordeaux angesessene
Familie Wüstenberg abstammen (vgl. Jahrgang II, pag. 245
zum Artikel «de Hottinguer»); doch konnte darüber noch nichts
näheres ermittelt werden.
Besondere Erwähnung verdienen: Johann Rudolf, 1608- 1693,
CC 1638, Grossweibel 1646, Vogt nach Wiflisburg 1648,
Senator 1657, Venner zu Pfistern 1661, 1669, 1677 und
1685, Salzdirekor 1666 und Welschseckelmeister 1670,
mehrmals bernischer Ehrengesandter au die Tagsatzung; er
soll von seiner Regierung bei 90 Malen zu Gesandtschaften
abgeordnet worden sein. Johann Rudolf, 1679 - 1748
(des vorigen Enkel), CC 1710, Stiftschaffner 1729, bernischer
Artillerie-Oberst und in der Geschichte des bernischen
Geschützwesens bekannt durch die von ihm konstruierten sogenannte
«Wurstemberger-Kanonen» oder Geschwindstücke, Stifter
der Familienkiste. Karl Ludwig, 1785 - 1826, Mitglied des Grossen
Rates und Appelationsrichter, Mitglied des Kleinen Rates 1824,
Dichter der vaterländischen Dramen «Die Schlacht bei Sempach»
(Bern, bei Walthard 1819) und « Germanicus » (Zürich, bei Orell
Füssli & Comp. 1822); sein Bruder Ludwig Rudolf, 1790 - 1823,
machte in der österreichischen Armee den deutschen
Befreiungskrieg mit, Mitglied des Grossen Rates 1821, betätigte
sich ebenfalls als Dichter, wie seine Dramen «Treue siegt»
(Bern, bei C. A. Jenni 1819) und «Hans Waldmann» (ibid. 1828)
beweisen. Als gründlicher Historiker ist endlich zu nennen
Johann Rudolf, 1783- 1862 (vom Wittigkofen), Oberamtmann
zu Frutigen 1810 und eidgen. Oberst, dessen bekanntestes und
noch jetzt sehr geschätztes Werk «Geschichte der alten
Landschaft Bern» erst nach seinem Tode 1862 im Druck
erschien. Im 19. Jahrhundret wurden die Wurstemberger in
bürgerlichen Berufen tätig. Einzelne Familienmitglieder
wanderten als Kaufleute und Farmer nach Amerika aus.

Von Grundbesitz ist in bernischen Landen anzuführen die
Herrschaft Kehrsatz 1692 - 1720, Holligen in der ersten Hälfte
des XVII. Jahrhunderts und der Wittigkofcn seit ca. 1750 bis
heutzutage, ferner Beitiwyl im Anfang und der sogenannten
Weissenstein in der zweiten Hälfte des XVIII. Jahrhunderts;
in welschen Landen in der zweiten Hälfte des XVI. und in der
ersten des XVII. Jahrhunderts die Herrschaft Vesancy im Pays de
Gex, Trevelins bei Aubonne im XVII. Jahrhundert, Güter zu
Duilliers, Bursins, Begnins und Mont sur Rolle, ferner im XVIII.
Jahrhundert das Rebgut Mür im Wistenlach und die Maison blanche
zu Yvorne. Heutiger Grundbesitz: Mehrere städtische Grundstücke
und Villen bei Bern, das Gut Wittigkofen und ein Berg
(«Sonnenberg») bei Sonceboz im Berner Jura.

Allianzen schloss die Familie in Bern mit den Archer,
Bay, Bickart, Bogdan, v. Bonstetten, Bucher, v. Büren,
V. Diesbach, Dietzi, v. Erlach, Ernst, Etter, Fellenberg,
Fels, Fischer, Freudenreich, Frisching, v. Graffenried,
Gross, Güder, Hackbrett, Haller, Hänni, Hartmann,
Hortin, Jeuner, Kirchberger, Lauterburg, Lerber,
Lombach, v. Luternau, Lutz, Manuel, May, Merveilleux,
Mülinen, Müller (mit den Säulen), Müller (mit dem Pfeil
und halben Rad), Mutach, Ougspurger, Risold, Rodt,
Rütimeyer, v. Saconnay, Sager, Schmalz, Schöni,
Sinner, Stanz, Steck, Steiger (weisse und schwarze),
Stettler, Stürler, v. Tavel, Thormann, Tillier, Tribolet,
Tscharner, Wagner, v. Wattenwyl, v. Werdt, Wild,
Wyss (mit der Lilie), Wyttenbach (gerader und schräger Bach),
Zeender und Zehender, ferner mit den Begoz, Bourgeois,
Forel, Hollard, Joffray, de Larrey, Manlich und de
Mestral aus der Waadt, den v. Meiss und Dändliker aus
Zürich, Zimmerli aus Zofingen, Hunziker aus Aarau und
Hopf aus Erlach.

Das Wappen ist in Blau über einer waagrecht liegenden
goldenen Mondsichel ein silbernes Kreuz, überhöht von einer
goldenen Krone. Helmzier ein gekrönter wachsender schwarzer
Bär mit dem silbernen Kreuz auf der Brust, die Mondsichel
aufrecht in beiden Tatzen haltend. Decken blau-golden. 1651
wurde dem Geschlecht im amtlichen Kanzleistil der Titel «vest»
zugesprochen; vom Grossratsbeschluss von 1783 hat es erst in
der zweiten Hälfte des XIX. Jahrhunderts Gebrauch gemacht
und das Prädikat «von» angenommen.

Literatur: Leu, Schweizerisches Lexikon XIX, pag. 619
und Suppl. VI, pag. 467; Berner Taschenbuch von 1853 und
1856; Sammlung bernischer Biographien Bd. II, pag. 238, 334,
335, 530, 532, 534, Bd. IV pag. 115, Bd. V pag. 72 und 212.
(Info: SGB)

weiterführende Info: HLS Wiki

Verheiratet / Verbunden mit:

N.N.‎
Kind:
1.
manSimon "gen. Simon Ferwer" Wurstemberger‏
Geb. ‎1494‎ 4) 5) 6) 7) 8) 9)
Gest. ‎1548 in Bern, Bern, BE, CHE‎, Alter 53 oder 54 Jahre
Beruf: Färber, Vogt zu Ternier
BIOGRAPHIE:
Stammvater des Geschlechts
der Name Simons bezug sich sicher auf seinen Besuch in Bern.
1512 in Bern, am Freitag vor Maria Magdalena 1525 kauft er die Färber im Marzili um 150 Pfund.
Im Jahre 1532 war er Grossrat in Bern. 1536 wurde er der erste bernische Landvogt zu Ternier und Gaillard.
1528 kehrte er mit 5 Bernern aus Italien zurück. 75 waren ausgerückt. 1531 war er Wachtmeister im Büsserkrieg. 1536 zog er als Spiesshauptmann unter Hans Franz Nägeli in die Waadt.
Von 1537 heisst er in fast allen amtlichen Urkunden Simon Wurstemberger und schon 1532 siegelte er mit dem Wappen, das seine Nachkommen noch heute führen, mit dem Zusatz der Buchstaben S.W.
Simon der Verber von Bern, 18 Jahre alt, aus des Vizekönigs, Raymund von Cordona, Garde wurde am 11.04.1512 in der Schlacht von Ravenna mit 30 andern Eidgenossen von den Franzosen gefangen und nach Imola transportiert.
Wachtmeister im Büsserkrieg 1531
Spiesserhauptmann bei der Eroberung der Waadt 1536

Beschreibung CL0
Naturalisiert
Ereignis Gefangener der Franzosen in der Schlacht von Ravenna (‎11 Apr 1512 in Ravenna, , , ITA)
Ereignis Landvogt (‎1536 in Ternier,, VD, CHE)
Ereignis Käufer der Marzilifärberei (‎1525 in Bern, Bern, BE, CHE)
Ereignis Wachtmeister im Büsserkrieg (‎1531)
Ereignis Grossrat (‎1532 in Bern, Bern, BE, CHE)
Ereignis Spiesserhauptmann bei der Eroberung der Waadt (‎1536)


Quellen

1) Quelle: Bern: Genealogien burgerlicher Geschlechter der Stadt Bern, Seite: 6 S.216
2) Quelle: Schweiz: Historisches Lexikon der Schweiz
3) Quelle: Schweizerisches Geschlechterbuch, Seite: 1 S.671 / 4 S.717 /4-A
4) Quelle: Bern: Genealogien burgerlicher Geschlechter der Stadt Bern, Seite: Wurstemberger Nr.1 / S.220
5) Quelle: Schweizerisches Geschlechterbuch, Seite: Bd.1 S.671
6) Quelle: Rübel-Blass Ahnentafeln, Seite: S.135
7) Quelle: Deutscher Biographischer Index, Seite: II 1434, 195-199
8) Quelle: Schweiz: Historisch-Biographisches Lexikon der Schweiz, Seite: Bd.7 S.602 Nr.1
9) Quelle: Bern: Berner Geschlechter, Seite: Band 4, von Wurstemberger S.371
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