man‎Stammlinie Wyttenbach‏‎
. Quellen zur Person 1) 2) 3) 4) 5) 6)
Ratsgeschlecht des Freistaates Bern.

Geschichtliches.
Vor dem Eintritt in das bernische Bürgerrecht.
Burger der Stadt Biel. Der Ursprung der Familie lässt sich
nicht genau feststellen, möglicherweise ist er auf eine Ortschaft
Wittenbach zurückzuführen, deren es aber im Kanton Bern und
auch bei Freiburg mehrere gibt. Schon in einem Rodel über eine
in der Stadt Biel erhobene Kriegssteuer von 1363 erscheint ein
«dictus Wittenbach sutor» als mit 2 ₣ besteuert. Im
XIV. und XV. Jahrhundert erscheinen vermutlich aus dem
Emmental stammende Träger des Namens «von Wittenbach» in
Bern, die aber mit der heutigen Familie dieses Namens in
keinerlei Zusammenhang stehen. Als Stammvater der letzteren
ist Bertschi Wyttenbach anzusehen, der am Ende des
XIV. und Anfang des XV. Jahrhunderts zu Biel lebte und mit
Elisabeth, der Tochter des Egkli Colon oder Colin von Bargen
vermählt war. Dessen Sohn Steffan Witembach von Biel
erscheint am Freitag vor Elisabethentag 1479 vor dem bernischen
Rat wegen eines Streites bezüglich des Zehntens zu Schmitten
und hinterliess von seiner Frau Belin Schilt nebst einer
verstorbenen Tochter Margaritha zwei Söhne Clewi und
Ulmann, welche als die Stammväter der beiden, nach ihrem
Wappen «schräge» und «gerade» Wyttenbach genannten
Linien der Familie anzusehen sind.

Über Clewi, den Stammvater der schrägen Wyttenbach ist
wenig bekannt. Laut Jahrzeitbuch der Kirche von
Biel war er mit Verena Maillet oder Mailler verheiratet,
von welcher er zwei Söhne, Peter und Steffan, hatte. Peter
war 1470 Anführer des bielerischen Hülfsvolkes bei Murten
(Tillier II, pag. 291) und 1485 des Rats zu Biel. 1490 wurde
er daselbst Venner und 1493 - 1494 Statthalter am Meyeramt;
im Schwabenkrieg führte er als Hauptmann eine Fahne von 150
Auszügern zu der Eidgenössischen Armee nach Konstanz. Von
1509 - 1510 bekleidete er zu Biel das Meyeramt, 1518 verstarb
er, von zweien Frauen, einer Christina ... und einer Anna
Rüggerecks, keine Kinder hinterlassend. Sein Bruder
Steffan, welcher sich der Tradition nach in seiner Jugend am
savoyischen Hofe aufgehalten haben soll, erhielt am 24. Januar
1511 zu Freiburg im Breisgau von Kaiser Maximilian einen
Wappenbrief, nach welchem er und seine Nachkommen drei
schräge silberne Bäche in rotem Schilde führten. Im gleichen
Jahre wurde er vom Rat von Biel zum Hauptmann über den
Auszug nach Italien ernannt, ein Amt, das er aber nicht
annahm. Bald darauf zog er auch von Biel fort nach Freiburg
im Uechtland, wo er am Donnerstag vor Nicolai des nämlichen
Jahres mit seinem Sohne Niklaus zum Bürger angenommen
wurde und sich dauernd festsetzte. 1522 lebte er noch, scheint
aber bald darauf gestorben zu sein. Nach seinem Tode kam
seine Witwe Gabrielina Carelli, mit der er sich 1491
vermählt hatte, mit ihrem Sohne Niklaus wieder nach Biel, wo
sie noch 1541 als lebend erscheint. Dieser Niklaus kam 1523
in den Rat, war im gleichen Jahr Venner bis 1525, Gesandter
an die Tagsatzung 1525, wiederum Venner 1540 und ein eifriger
Förderer der Reformation in Biel. Am 18. November 1518
wurde er in Bern zum Burger und 1549 daselbst zum roten
Löwen angenommen; 1560 gelangte er in seiner neuen Heimat
in den Grossen Rat und testierte, sehr reich, am 28. August
1564. Zweimal verheiratet, zuerst 1515 mit Anna May von
Bern und nachmals mit Adelheid Jenli von Freiburg,
hinterliess er von seiner ersten Frau 3 Söhne und mehrere
Töchter, von denen Ursula Jean Merveilleux und Margaretha
Samuel Merveilleux von Neuenburg, Maria aber Sulpitius
Brüggler von Bern, Vogt nach Ripaille 1560, heirateten
Der altere seiner Söhne, Samuel, geb. 1515, verblieb in Biel,
diente in seiner Jugend in Frankreich, gelangte 1549 zu Biel
in den Rat und 1557 zur Würde eines Burgermeisters, welches
Amt er bis 1586 bekleidete; 1587 starb er. Von seinen zwei
Frauen Küngold v. Schönau und Barbara Hirsinger, des
bernischen Venners Jakob Thormanns Witwe, hatte er
mehrere, in die Familien Archer, v. Ligerz und v. Luternau
verheiratete Töchter, sowie zwei Söhne, Niklaus und
Peter, von denen der erstere der nähere Stammvater aller
späteren schrägen Wyttenbach zu Biel, der letztere aber
derjenige der noch lebenden schrägen Wyttenbach zu Bern ist.
Samuels Brüder, Josua und Steffan, blieben in Bern, ihre
Deszendenz erlosch aber schon mit ihren Söhnen (s.u.)

Des letztgenannten Niklaus, (geb. 1550, Ratsherr zu Biel
1593, gest. 1604, vermählt mit Salome Thormann von Bern)
Nachkommenschaft, die in Biel verblieb, erlosch daselbst mit
seinem Urenkel Niklaus, geb. 1670, Hauptmann in Frankreich,
Stadthauptmann und Ratsherr, welcher 1710 starb, ohne von
seiner Frau M. Katharina Hugi Kinder zu hinterlassen;
seine jüngste Schwester Katharina Margaretha überlebte
ihn und starb ledig erst 1767 als allerletzte dieser Linie
zu Biel. Mehrere ihrer Mitglieder traten in französische und
venezianische Dienste; Niklaus, 1596 - 1680, des obigen Sohn,
bekleidete von 1636 an bis zu seinem Tode die Würde eines
Burgermeisters von Biel.

Näherer Stammvater der sogenannten «geraden» Wyttenbach
zu Biel und nachmals zu Bern ist der schon eingangs genannte
Ulmann. Wenn auch kein bestimmter Beweis vorhanden ist,
dass er ein Sohn Steffan Wittenbachs und der Belin
Schilt war, so kann dies aus mehreren Gründen doch als
ziemlich sicher angenommen werden; z.B. wird seinem Sohne
Bendicht am 5. März 1529 nach Einführung der Reformation
Das Jahrzeit der schon früher genannten Margaretha
Wyttenbach, Steffans Tochter, und am 25. September 1638
zusammen mit dem auch schon besprochenen Niklaus Wyttenbach
(von der schrägen Linie) das Jahrzeit obigen Steffan
Wyttenbachs zugesprochen - ein Umstand, der sehr für diese
Filiation spricht. Ulmann erscheint 1483 als Ratsherr und
noch 1511 als Altrat zu Biel; von zweien Frauen, einer
Dorothea einer Elisabeth, hatte er mehrere Kinder, worunter
einen Sohn Bendicht. Derselbe focht 1518 bei Novarra,
gelangte 1519 in den Rat, wurde 1538 Venner und starb 1549
mit Hinterlassung mehrerer Söhne und Töchter von seiner
Gemahlin Magdalena Stölli von Solothurn. Die eine seiner
Töchter, Rosina, wurde 1545 die zweite Frau des bekannten
bernischen Schultheissen Hans Franz Nägeli und Mutter der an
drei bernische Schultheissen verheirateten Magdalena Nägeli.
Christoph, der älteste Sohn, kam 1551 in den Rat und gelangte
1556 zur Meyerwürde, die er bis an seinen 1593 erfolgten Tod
bekleidete. Von seiner Frau Anna Peyer im Hof aus Schaffhausen
hinterliess er Deszendenz, die indessen schon mit seinem Enkel
Bendicht, geb. 1590, Ratsherr 1616 und Seckelmeister zu
Biel, erlosch, welcher 1621 als letzter «gerader»
Wyttenbach zu Biel verstarb, ohne von seiner Gattin Küngold
Wyttenbach (von der schrägen Linie) Kinder gehabt zu haben.
Jakob, ein jüngerer Bruder des Meyers Christoph, vermählt
1555 mit Dorothea Peyer im Hof (der Schwester seiner
Schwägerin), wurde dagegen durch seinen Sohn Bendicht
Stammvater der noch jetzt blühenden «geraden» Wyttenbach
zu Bern. Bendicht zog 1583 als Kompanieschreiber in
Christoph v. Luternau's (des Meyers Christoph Wyttenbachs
Tochtermann) halben Kompanie nach Frankreich und sollte nach
seiner Rückkehr in Biel Kirchenbusse tun, da er der Liga
gedient hatte, verweigerte sie aber, infolgedessen ihm die
Trauung mit seiner Verlobten Anna Des Bois aus dem Erguel in
Biel abgeschlagen wurde. Sein Oheim, der Meyer Christoph,
setzte aber am 13. Juni 1586 die Trauung in der Kirche zu
Pieterlen durch; später versöhnte sich Bendicht indessen wieder
mit der Kirche zu Biel. Nebst mehreren jungverstorbenen Kindern
hinterliess er eine 1608 mit Benoit Chambrier von Neuenburg
vermählte Tochter Dorothea und einen 1595 geborenen
Sohn Hans Konrad, welcher nach Bern zog und 1623 daselbst
zum Burger angenommen wurde (s.u.).

Sowohl die «schrägen» als auch die «geraden» Wyttenbach
führten während des ganzen XVI. Jahrhunderts zu Biel
und zu Bern häufig den Junkerntitel.

Das Wappen der «schrägen» Wyttenbach ist das schon angeführte
durch Diplom von 1511 dem Ratsherrn Steffan verliehene; die
Helmzier ein roter Halbflug mit Wiederholung der Schildfigur.

Die «geraden» Wyttenbach führten dagegen 3 waagrechte
silberne Bäche im roten Schild mit entsprechender Helmzier;
hin und wieder finden sich aber bei beiden Linien auf
Wappenabbildungen die 3 Bäche zu einem einzigen breiten schrägen
oder waagrechten Bache vereinigt.

Das bekannteste Mitglied der Familie aus dieser Periode
ist der Reformator Thomas Wyttenbach, 1472 - 1526, dessen
Verwandtschaftsverhältnis (obgleich ein solches durchaus
erwiesen ist) zu den übrigen Trägern des Namens
merkwürdigerweise heutzutage nicht mehr genau bestimmt
werden kann. Nachdem er als Lehrer Zwinglis und Leo Judä's in
seiner Eigenschaft als Professor an der Universität Basel
gewirkt hatte, wurde er 1507 zum Leutpriester von Biel ernannt,
in welcher Stellung er durch sein tatkräftiges und
entschiedenes Auftreten dem Einzug der neuen Lehre in seiner
Vaterstadt den Weg bahnte. Sowohl der Namen seiner 1524
geehelichten Frau (Glando Klenk?) als diejenigen seiner Kinder
sind ebenfalls nicht sicher festzustellen.

Literatur: Scheurer, Bernerisches Mausoleum, Bern 1740;
Berner Taschenbuch 1853, pag. 161 ff und 314 ff.


1. Wyttenbach (die schrägen).
Eintritt in das bernische Burgerrecht 1548.
Grosser Rat 1560 resp. 1599

Geschichtliches.
Nach Eintritt in das bernische Burgerrecht.
Erster Erwerber desselben ist, wie schon erwähnt, Niklaus,
der am 13. November 1548 in Bern zum Burger angenommen
wurde. Währendem sein älterer Sohn Samuel wieder nach Biel
zog, verblieben seine zwei andern Söhne Josua und Steffan in
ihrer neuen Heimat. Josua, angenommen zum roten Löwen
1551, gelangte zugleich mit seinem Vater 1560 in den Grossen
Rat und wurde 1562 Landvogt nach Yferten und 1680 Schultheiss
nach Murten. Ein hitziger und leidenschaftlicher Mann;
geriet er indessen mit der bernischen Obrigkeit in Zerwürfnis,
die ihn schliesslich 1595 seiner Ämter entsetzte und
lebenslänglich aus der Stadt verbannte, nachdem er sich schon
1594 wiederum in Biel zum Burger hatte aufnehmen lassen. Er
starb am 4. Januar 1596 zu Mörigen, nachdem ihm alle seine mit
seiner ersten Frau Magdalena v. Luternau erzeugten Kinder
ins Grab vorangegangen waren. (Eine Tochter Anna hatte sich
1570 mit Beat Ludwig v. Mülinen, dem Sohne des gleichnamigen
Schultheissen von Bern, und ein Sohn Augustin, geb. 1553,
gestorben 1577 an der Pest, 1576 mit dessen Schwester
Johanna v. Mülinen vermählt.) Steffan kam 1572 in den
Grossen Rat und wurde 1578 ebenfalls Landvogt nach Yferten
und starb 1590; sein mit Antonia Peyer von Flach erzeugter
Sohn David, geb. um 1568, des Grossen Rates 1591,
Iseler 1592, Sechzehner 1596, starb in letzterem Jahre, von
seiner 1589 geheirateten Gemahlin Elisabeth v. Mülinen -
auch einer Tochter des Schultheissen Beat Ludwigs - nur
Töchter hinterlassend.

Peter, der jüngere Sohn des obgenannten Samuel, zog ebenfalls
wie Benedicht Wyttenbach (von der «geraden» Linie) in
Christoph v. Luternau's halben Kompanie als Fähnrich nach
Frankreich, verweigerte bei seiner Rückkehr in Biel ebenfalls
die ihm auferlegte Kirchenbusse, worauf sein Vater, der
Burgermeister Samuel am 27. Januar 1586 seines Sohnes
Burgerrecht zu Biel vor Rat und Burgern aufgab. Seines
Berufes ein Goldschmied, zog Peter nach Bern, wo er von seinem
Grossvater Niklaus her schon das Burgerrecht besass, und
verheiratete sich daselbst 1588 mit Eva Megger, des nachmaligen
Seckelmeisters Ulrich Megger Tochter. Er gelangte 1599 in den
Grossen Rat, wurde 1606 Zöllner im Kaufhaus und 1608 Landvogt
nach Oron, wo er aber im nämlichen Jahr starb. Die Deszendenz
seiner ältern Söhne Ulrich (1591 - 1662, des Grossen Rates
1619, Kastlan zu Zweisimmen 1629, Böspfenniger 1640 und
Teutschweinschenk 1645) und Samuel (1593 - 1668, des Grossen
Rates 1621, Ohmgeldner auf dem Land 1625, Obervogt zu Aarburg
1627, Kornherr 1647 und Welschweinschenk 1653) erlosch
schon in der folgenden Generation; sein vierter Sohn Steffan,
geb. 1598, gest. 1662, des Grossen Rates 1627, Rathausammann
1628 und Landvogt nach Trachselwald 1631, vermählt 1621 mit
Ursula Knecht, pflanzte den Stamm fort. Mit den Söhnen
seines Enkels Hans Rudolf, 1651 - 1687, Schulmeister zu
Aarau 1679 und Pfarrer zu Adelboden 1686, vermählt 1679 mit
Barbara Müsli, teilte sich diese Linie der Familie in zwei
Äste: Hans Rudolfs älterer Sohn Hans Jakob, 1681 - 1759,
Pfarrer zu Langnau 1711, zu Wohlen 1788 und Dekan der Klass
Büren 1742, ist durch seinen einzigen, mit seiner dritten
Gemahlin Salome Fellenberg erzeugten Sohn Steffan Friedrich
(1721 - 1785, Major in Holland 1779) der Begründer des
noch lebenden, auf Mittellöwen zünftigen älteren Astes; sein
jüngerer Sohn Abraham, 1686 - 1747, ein Tischmacher, vermählt
1715 mit Maria Magdalena Erhard, ist Begründer des jüngeren,
auf Zimmerleuten zünftigen und 1877 mit dem Ingenieur
Friedrich Eduard erloschenen Astes.

Viel weniger zahlreich als die «geraden» Wyttenbach, gelangte
diese Linie in Bern nie in den Kleinen Rat; im Grossen
Rat sassen ihre Angehörigen noch im XVII. Jahrhundert
ununterbrochen, im XVIII. dagegen nur noch vereinzelt. Viele
ergriffen den geistlichen Stand und den Schuldienst oder
betrieben, namentlich im XVIII. Jahrhundert, Gewerbe. Mehrere
traten im XVII. Jahrhundert als Offiziere in französische Dienste,
Burkhard, 1649 - 1713, trat zuerst in das Regiment Alsace,
wurde als Hauptmann im Regiment v. Erlach 1678 bei Puycerda
in Katalonien verwundet und quittierte den Dienst 1690
als Oberstleutnant; im XVIII. Jahrhundert finden sich mehrere
in holländischen Diensten. Besonders hervorzuheben ist Jakob
Samuel (vom jüngeren erloschenen Ast) 1748 - 1830,
Spitalprediger 1775, Pfarrer am heiligen Geist 1783, Mitglied
des Oberehegerichts 1803, des Bergrates 1803, der Curatel 1813
und des Schul- und Kirchenrates 1816, Stifter der bernischen
Bibelgesellschaft und der bernischen naturforschenden
Gesellschaft; ein Freund des alternden Albrecht v. Haller, war
er einer der ersten, der das Verständnis und die Liebe für die
Schönheiten der Alpen zu wecken wusste. Zusammen mit dem
Buchdrucker Wagner machte er sich an die Herausgabe eines
freilich nie vollendeten Werkes über die Alpen, dessen erster
Teil 1776 zu Bern unter dem Titel «Merkwürdige Prospekte
aus den Schweizer Gebirgen und derselben Beschreibung»
erschien; daneben ist er auch der Verfasser zahlreicher anderer
Schriften, meist geologischen und geographischen Inhaltes über
die Alpen und die Schweiz überhaupt: «Bernerisches Magazin
der Natur, Kunst und Wissenschaften», Bern 1775 - 79; «Kurze
Anleitung für diejenigen, welche eine Reise durch einen Teil
der merkwürdigsten Alpgegenden des Lauterbrunnentals,
Grindelwald, und über Meiringen auf Bern zurück, machen wollen»,
Bern 1777; «Gelehrte Nachrichten aus Welschland, die Künste und
Wissenschaften, vorzüglich die Physik und Naturhistorie
betreffend», Basel 1783 etc. Auch schrieb er eine Vorrede und
zahlreiche Noten zum 1795 und 1813 herausgegebenen Pflanzenwerk
des grossen Hallers «Icones plantarum Helvetiae».

Allianzen schlössen die «schrägen» Wyttenbach u.a. noch
mit den Archer, v. Büren, v. Diesbach, Ernst, Fischer,
Freudenreich, v. Graffenried, Güder, Kirchberger, v. Ligerz,
v. Luternau, v. Mülinen, v. Praroman, Stürler, Tschiffeli,
v. Werdt, Willading, Wurstemberger und v. Offenburg und
von Speyr aus Basel.

Den Junkerntitel liessen sie schon anfangs des XVII.
Jahrhunderts fallen, dagegen wurde ihnen gegen Ende desselben
im amtlichen Titularstil das Prädikat «vest» zugesprochen, wohl
infolge des ihrem Vorfahren erteilten kaiserlichen Wappenbriefes.
Das Adelsprädikat «von» führt die Familie gestüzt auf den
Grossratsbeschluss 1783.

Literatur: Berner Taschenbücher von 1853 und 1853
«Jakob Samuel Wyttenbach» von Rudolf Wolf, in zwei Abteilungen,
ferner 1853 pag. 316; vergl. auch Leu, Schweizer. Lexikon und
Supplement von Holzhalb.



2. Wyttenbach (die geraden).
Eintritt in das bernische Burgerrecht 1623,
Grosser Rat 1629.
Kleiner Rat 1708.

Geschichtliches.
Nach Eintritt in das bernische Burgerrecht
Erwerber desselben ist der schon angeführte Haus Konrad,
der laut dem an den «vesten, achtbaren Hans Kunradt Wyttenbach»
ausgestellten, noch erhaltenen Burgerbriefe am 13. Februar
1623 zugleich mit seinem schon 1619 in Bern getauften Sohne
Daniel zum Burger dieser Stadt angenommen wurde, gegen
Erlag von 120 Kronen Einzugsgeld. In seiner Jugend war er
in venezianischen Kriegsdiensten gewesen, scheint in der Folge
in Biel kaiserlicher Notarius publicus geworden zu sein und
sich schliesslich als Apotheker in Biel niedergelassen zu haben.
Er wird noch mehreremale als «Junker» bezeichnet, ein Titel
welchen freilich seine Nachkommen nicht mehr führten. In
Bern trat er in die Gesellschaft zu Schmieden ein und gelangte
1629 als erster seiner Linie in den Grossen Rat, in der Folge
wurde er 1612 Landvogt nach Erlach und 1657 Obervogt zu
Biberstein. Dreimal verheiratet, zuerst mit Anna Egg1i.
dann 1640 mit Maria Wähinger und endlich 1616 mit
Dorothea Haller, hinterliess er bei seinem 1665 erfolgten
Tode nebst mehreren Töchtern 4 Söhne, Daniel, Albrecht,
Hans Konrad und Jakob, welche alle zahlreiche Deszendenz
hatten. Daniel, 1619 - 1668, ein Apotheker, des Grossen Rates
1651 und Landvogt nach Gottstadt 1056 ist der Begründer des
noch blühenden, stets zahlreicheren älteren Astes der Familie ;
Albrecht, 1630 - 1673, ebenfalls ein Apotheker, des Grossen
Rates 1664, durch seine Frau Elisabeth König, verh. 1652,
Stifter eines erst 1823 erloschenen Astes. Hans Konrad,
1632 - 1706, Chorweibel 1690, hatte ebenfalls mehrere Kinder,
von denen aber keines das Geschlecht fortpflanzte, und Jakob
endlich, 1640 - 1669, ein Notar, Kanzleisubstitut und
Landschreiber nach Schenkenberg 1665, ist der Stifter des
jüngeren, erst 1905 im Mannesstamme erloschenen Astes.

In ihrer neuen Heimat widmeten sich viele Angehörige der
stets ziemlich zahlreichen Familie der Magistratur; seit
ihrem näheren Stammvater Hans Konrad sassen sie
ununterbrochen im Grossen Rate und zu dreienmalen auch im
Kleinen Rate der Republik. Der erste, welcher in den
Kleinen Rat gelangte war Samuel, 1650 - 1724 (ein Sohn des
Landvogts Daniel zu Gottstadt), Apotheker an der Kreuzgasse,
des Grossen Rates 1680, Bauherr von Burgern 1683,
Stiftschaffner zu Bern 1699, des Kleinen Rates 1708 und
Kirchmeyer vom Rat 1718. Auch zur Vennerwürde gelangte das
Geschlecht mit Daniel, 1742 - 1797, des Grossen Rates 1775,
Kommandant zu Aarburg 1785, des Kleinen Rates 1790 und
Venner zu Schmieden 1794. Sehr viele betrieben in Bern den
Apothekerberuf, nicht weniger als 4 Apotheken waren mehr oder
weniger gleichzeitig während des XVII. und XVIII. Jahrhunderts
im Besitz der Familie: Schon Hans Konrad erwarb die
Apotheke an der Kreuzgasse, die sich vom Vater auf den
Sohn bis auf seinen Urenkel Sigmund, 1702 - 1738, vererbte;
Daniel, 1671 - 1737, errichtete die Apotheke zu Rebleuten,
welche bis um 1818 in der Familie verblieb, Hans Rudolf,
geb. 1658 errichtete die eine Apotheke beim Zeitglocken, welche
sich bis auf seinen Enkel Hans Rudolf, 1733 - 1774, vererbte
und Gottlieb, 1692 - 1763, sowie sein gleichnamiger Sohn
(geb. 1728, gest. 1781) besassen die Apotheke zu Kaufleuten.
Ausserdem ergriffen eine grosse Anzahl den Pfarrdienst, mehrere
auch das Notariat, den ärztlichen Beruf und die Goldschmiederei;
einzelne betrieben auch Gewerbe. Im Ausland diente die Familie
namentlich in Holland und Frankreich und in neuerer Zeit mit
Auszeichnung in Neapel und Sizilien. Aber namentlich auf dem
Gebiet der Wissenschaften und der Theologie hat sie sich weit
über die Grenzen ihrer Heimat einen Namen gemacht durch Daniel,
1706 - 1779, in das Predigtamt erwählt 1732, Helfer am Heiligen
Geist 1740, Professor Theologiae elenchthicae vel polemicac s.
controversarium in Bern 1746, Rektor 1750 - 1753, als erster
Professor der Theologie an die Universität Marburg
berufen 1750, wo er nebstdem als Kirchenrat und
Inspektor der reformierten Kirchen in Hessen bis zu seinem
Tode wirkte, und durch seinen Sohn Daniel, 1746 - 1820,
der in Göttingen und Leyden studierte, 1771 zum Professor
der Philosophie und Philologie und später auch der Geschichte
am Kollegium der Remonstranten zu Amsterdam ernannt und 1799
als Professor der Philologie auf die Universität Leyden berufen
wurde; Ritter des Ordens de la Reunion, erlangte er als einer
der hervorragendsten Philologen seiner Zeit europäische
Berühmtheit, von seinen Schriften ist besonders die 1779
erschienene «Vita Ruhnkenii» (seines Lehrers in Leyden) bekannt.
Seine Nichte Johanna Gallien, gest. 1830 (Tochter seiner an
den Hanauischen Professor Gallien verheirateten Schwester
Susanna Katharina), die er 1817 als seine langjährige getreue
Pflegerin und gelehrte Gehülfin in seinem hohen Alter geheiratet
hatte, wurde als seine Witwe 1827 von der philosophischen
Fakultät zu Marburg anlässlich der dritten Säkularfeier dieser
Universität mit dem Doktorgrade der Philologie und dem
Titel eines «Magisters der freien Künste» beehrt.

Ausserdem verdienen noch besonderer Erwähnung: Albrecht,
1657 - 1738, studierte zu Marburg, 1686 zum Pfarrer
der Schweizergemeinde nach Potsdam berufen, wo er beinahe
20 Jahre wirkte, Pfarrer zu Wohlen (bei Bern) 1701 - 1738,
Dekan der Klass Büren 1725; Johannes, 1731 - 1798, Spitalprediger
1758, Pfarrer zu Büren 1761, Helfer am Münster 1766,
Pfarrer daselbst 1772 und Dekan der Klass Bern 1778; sein
Sohn Johannes, 1763 - 1811, Kanzleisubstitut 1785, des
Grossen Rates 1795, Unterschreiber 1798, gelangte zur Zeit
der Helvetik in den gesetzgebenden Rat und nach Einführung
der Mediation 1803 in den Grossen Rat und in den Kleinen
Stadtrat, Seckelschreiber und 1809 Kurator der Akademie, ein
wegen seiner Kenntnisse und Charaktereigenschaften allgemein
geschätzter Mann; Samuel, 1732 - 1808, Staatsschreiber 1786;
Friedrich Albrecht, 1777 - 1855, diente sukzessive als
Offizier in Sardienien, Frankreich und England, Platzmajor
von Bern 1803, Oberstleutnant, Platz- und Waffenkommandant
1805, Oberst 1818, Oberstkommandant des IV. Schweizer
Regiments in königl. sizilianischen Diensten 1829 - 1837,
1821 Ritter und 1829 Offizier der Ehrenlegion, Ritter des
St. Mauritius und Lazarusordens, und endlich sein Sohn Karl
Johann Albrecht, 1810 - 1896, diente 1826 als Leutnant
im 3. Schweizer Linienregiment in Frankreich, trat 1829 als
Oberleutnant in das von seinem Vater befehligte IV. Schweizer
Regiment in Königl. sizilianische Dienste, focht als
Grenadierhauptmann in Neapel am 15. Mai 1818 und in Messina
am 7. September des nämlichen Jahres, Oberstleutnant 1850,
Oberst 1852 und Brigadier 1859, mit welchem Grade er 1860 eine
neapolitanische Brigade bei Palermo kommandierte, quittierte
im gleichen Jahre als Ritter des neapolitanischen Ordens von
St. Georg de la Reunion und Franz I. und als Inhaber der
goldenen Medaille für den sizilianischen Feldzug von 1819.
Als fleissiger Siegelsammler und Kenner von Wappen verdient
auch noch des letzteren Bruder, Samuel Rudolf Friedrich,
V.D.M. und Pfarrer in Dürrenroth, 1811 - 1895, erwähnt
zu werden.

Allianzen schlossen die geraden Wyttenbach, sofern sie nicht
schon aufgeführt sind, u. a. mit den Archer, v. Diesbach,
Ernst, Fellenberg, Fischer, v. Graffenried, Haller, Herport,
Jenner, Kirchberger, v. Breiten-Landenberg, Lombach, Manuel,
Malacrida, v. Praroman, Rodt, Sinner, Steiger (die weissen),
Stettler, Stürler, Thormann, Tschiffeli, Wagner, Wild,
Wurstemberger, Wyss, Zeerleder, Zeender und Zehender.

Zunftangehörigkeit: Schmieden und Webern, auf welch
letztere Gesellschaft David Karl, 1739 - 1825, der Hutmacher,
übertrat und wo seine Deszendenz in der Folge verblieb.

Wappen: Das eingangs angeführte (3 waagrechte silberne
Bäche auf rotem Grunde).

Das Adelsprädikat «von» tragen der auf Webern zünftige
Zweig und andere Mitglieder der Familie gestützt auf den
Grossratsbeschluss von 1783.

Die Familie besitzt heutzutage mehrere städtische Grundstücke
und Villen bei Bern; in früherer Zeit gehörte der Landsitz
«im Winkel» bei Kirchdorf, 1751 - 1788 und nochmals
1803 - 1832, Angehörigen derselben.

Literatur: Berner Taschenbuch von 1853; Bernische Biographien,
herausgegeben vom Historischen Verein des Kantons Bern;
R. de Steiger «Les generaux bernois», Bern 1864; vergl.
auch Leu, Schweizer. Lexikon und Supplement von Holzhalb.

In Baden und Steiermark blüht heutzutage eine freiberrliche
Familie «v. Wyttenbach» oder «v. Wittenbach» (in den
Freiherrenstand erhoben 1675), die nach ihrer Familientradition
aus der Schweiz herstammen soll; irgendwelche Anknüpfungspunkte
mit der hier behandelten lassen sich aber nicht nachweisen,
auch führt diese Familie ein von der schweizerischen durchaus
verschiedenes Wappen (auf Silber sieben rote Berge).
(Info: SGB)

weiterführende Info: HLS Wiki

Verheiratet / Verbunden mit:

N.N.‎
Kind:
1.
manBertschi Wyttenbach‏
Geb. ‎ca. 1360 in Biel, Biel, BE, CHE‎ 7) 8)
Gest. ‎1401‎, Alter ungefähr 41 Jahre
Beruf: Besitzer des Zehnten in Schmitten
BIOGRAPHIE:
Besitzer des Zehntens im Schmitten

Beschreibung CL0 1
Naturalisiert (in Biel, Biel, BE, CHE)


Quellen

1) Quelle: Bern: Genealogien burgerlicher Geschlechter der Stadt Bern, Seite: 6 S.314
2) Quelle: Schweiz: Historisches Lexikon der Schweiz
3) Quelle: Schweizerisches Geschlechterbuch, Seite: 3 S.561
4) Quelle: Biel Stadtgeschichtliches Lexikon
5) Quelle: Biel: Verzeichnis aller sowohl ausgestorbenen als noch lebender Geschlechter in der Stadt Biel (Thellung Rodel)
6) Quelle: Biel: Bieler Geschichte
7) Quelle: Bern: Genealogien burgerlicher Geschlechter der Stadt Bern, Seite: Wyttenbach Nr.1 / S.320
8) Quelle: Rübel-Blass Ahnentafeln, Seite: S.112
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